Ökologische Geschäftsreisen

Mrz 7, 2019 | Allgemein, Öko-sozialer Wandel

In diesem Artikel erfährst du:

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Wie Geschäftsreisen ökologisch gestaltet werden können

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Warum das gut für die Umwelt und alle Mitarbeiter*innen ist

E Die Zahl der Geschäftsreisen steigt mit jedem Jahr, in Deutschland waren es im Jahr 2017 187,5 Millionen (Quelle: Statista): Das macht ganze 21.400 Geschäftsreisen pro Stunde. Grund genug, auch hier die ökologische Brille aufzusetzen und herauszufinden, wie Geschäftsreisen nachhaltig gestaltet werden können.

Reist du noch, oder reicht´s dir schon?

Die Zahl der Geschäftsreisen stieg in Deutschland in den Jahren 2004 bis 2017 relativ stetig an (Quelle: Statista), doch sind die vielen Geschäftsreisen überhaupt notwendig?

Die ökologischste Geschäftsreise ist die, welche gar nicht erst angetreten wird. Eigentlich kein Problem, denn heutzutage lassen sich viele Geschäftstreffen auch digital abhalten, beispielsweise per Telefon- oder Videokonferenz. Neben dem Zeitvorteil einer digitalen Konferenz, gibt es auch einen Kostenvorteil: Unternehmen mit guter Videokonferenz-Infrastruktur, sparen hohe Reisekosten ein und gewinnen dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen, die ihre Mitarbeiter*innen dauernd auf Reisen schicken.

Natürlich können und sollten nicht alle Geschäftsreisen digital stattfinden, denn der persönliche Kontakt lässt sich in bestimmten Fällen einfach nicht ersetzen. Deshalb haben wir einige Szenarien und Tipps für ökologische(re) Geschäftsreisen gesammelt:

Mehr Zeit vor Ort verbringen

Wenn bei uns eine Geschäftsreise ansteht, beginnt unsere Planung beim Faktor Zeit. Eine Gleichung hilft uns hier bei der Berechnung der Aufenthaltsdauer (vielen Dank an Martin Herrndorf für die Inspiration):

Pro 10 Kilometer Anfahrt rechnen wir mindestens 1 Stunde Aufenthalt ein

Anfahrt (km) * 0,1 = Aufenthaltsdauer (h)

Bei einer Zugreise von Köln nach Berlin (etwa 600 km) führt dies zu einem Aufenthalt von 60 Stunden, also knapp 3 Tagen. Das Modell hinterfragt nicht nur die langen Anreisezeiten für ein zweistündiges Meeting, sondern führt auch zu deutlich weniger Reisestress bei allen Geschäftsreisenden. Hurra!

Mehr Menschen vor Ort treffen

Wenn du eine Geschäftsreise antrittst, dann darf diese sich gerne auch so richtig lohnen.

Nehmen wir mal an, du hast dir ein Ticket für eine 2-tägige Konferenz in Stuttgart gekauft. Gibt es KundInnen oder PartnerInnen, die du treffen kannst, wenn du schon mal vor Ort bist?

Wenn du deinen Aufenthalt nicht auf die Minute vorab durchplanen willst, kannst du zum Beispiel spontan vor Ort einen Tweet absetzen, um dich mit spannenden Projekten oder Menschen zu treffen: “Wir sind heute in Stuttgart, wer hat Lust auf eine faire Limonade?”

Zug statt Flug oder PKW

Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung und gleichzeitig ist der Luftverkehr eine der am schnellsten wachsenden Quellen von Treibhausgasemissionen. Die Flugindustrie rechnet mit einer Verdoppelung der Passagierzahlen innerhalb der nächsten 2 Jahre. Gleichzeitig gibt es gerade einen Flughafen-Boom mit rund 1.200 geplanten Flughafeninfrastrukturprojekten. Die negativen Folgen wie z.B. Klimaerwärmung, Landraub, Lärm und Gesundheitsrisiken müssen wir alle tragen, dabei sind es nur 5% aller Menschen, die jemals in ein Flugzeug gestiegen sind (Quelle: WWF Schweiz).

Die logische Schlussfolgerung einer nachhaltigen Geschäftsreise ist der Verzicht auf Flugreisen, insbesondere bei innerdeutschen Strecken und kurzen grenzüberschreitenden Verbindungen.

Uns selbst hat das Wissen über die ökologischen Auswirkungen des Flugverkehrs dazu bewegt, nicht mehr zu fliegen – weder privat noch geschäftlich. Seit 2017 bleiben wir am Boden und konnten unseren CO2-Fußabdruck dadurch verbessern. Neben dem verbesserten CO2-Fußabdruck bedeutet Zug statt Flug auch weniger Check-In Stress, mehr Beinfreiheit, eine schönere Aussicht, bessere Arbeitsatmosphäre und mehr Flexibilität.

Möchtest du mehr über das Thema Flugverzicht erfahren? Dann empfehlen wir dir den CO2-Bilanz Rechner und den Artikel 84% aller Flüge innerhalb Deutschlands sind Nonsens (Perspective Daily).

Der Öko-Rabatt für Kund*innen

Wer geschäftlich nicht mehr fliegt, aber Termine veranstaltet, die beispielsweise von Kund*innen mit dem Flugzeug besucht werden, verlagert den CO2-Fußabdruck unter Umständen nur. Wie kann man also einen ökologischen Einfluss auf die Anreise der Kund*innen zu Events und Geschäftsterminen haben?

Um den ganzheitlichen CO2-Fußabdruck des eigenen Unternehmens niedrig zu halten, kann hier ein Öko-Rabatt zum Einsatz kommen: Wenn bei der Wahl zwischen Zug und Flug der Preis entscheidend ist, könnt ihr darüber nachdenken, euren Kund*innen die Preis-Differenz erstatten, um einen starken Anreiz für die Zuganreise zu schaffen. Der schöne Nebeneffekt eines solchen Öko-Rabatts: Der Planet wird geschont und die Diskussion über die Mobilitätswende nimmt weiter Fahrt auf.

Preis Flug – Preis Zug = Öko-Rabatt

Wer größere Events veranstaltet, kann außerdem vergünstigte Tickets für die Anreise mit Bus und Bahn anbieten. In der Veranstaltungsbeschreibung kann hierbei deutlich gemacht werden, dass eine Anreise mit Bus, Bahn oder Fahrgemeinschaft erwünscht ist.

Wir haben mit dem Öko-Rabatt sehr positive Erfahrungen gemacht und das Glück, dass unsere Kund*innen ähnliche ökologische Werte wie wir teilen. Der Öko-Rabatt kam daher bei uns noch nicht zum Einsatz, da sich herausstellte, dass alle den Zug bevorzugen: Wie fantastisch!

Dienstrad statt Dienstauto

Städte wie Wien, Paris, Madrid und Malmö zeigen, dass die Zukunft der Mobilität ohne Autos auskommt. Wer heute schon Teil der Mobilitätswende sein möchte und viele Geschäftsreisen in der eigenen Stadt antritt, kann auf Dienstrad (z.B. als E-Bike oder Lastenrad) statt Dienstwagen zurückgreifen.

Vorteile vom Rad gegenüber dem Auto gibt es einige: zum einen natürlich die hohe Umweltfreundlichkeit. Doch auch geringere Anschaffungs- und Unterhaltskosten, sowie der gesundheitliche Faktor spielen eine entscheidende Rolle. Wer viel radelt, ist sportlich wahrscheinlich fitter und seltener krank. Bei Strecken bis zu 5 km ist das Fahrrad außerdem das schnellste Fortbewegungsmittel (Quelle: Umweltbundesamt). Auch bei längeren Distanzen kann ein Dienstrad von Vorteil sein, zum Beispiel in der Kombination aus Anreise per Zug und Rad.

Falls ihr eure Kolleg*innen oder Arbeitgeber*innen vom Dienstrad überzeugen wollt, kann dieser CO2 Rechner für die Anreise zur Arbeitsstelle hilfreich sein: https://missionemission.co/

Carsharing

Es gibt natürlich auch Orte, die keine gute Bus- oder Bahnanbindung haben. In solchen Fällen ermöglichen Carsharing-Anbieter die ökologische Geschäftsreise gemäß dem Motto: Nutzen statt besitzen.

Wer ein Auto teilt, statt eines zu besitzen, spart sich den Stress rund um Versicherung, Steuern und Reparaturen. Darüber hinaus wird die Umwelt und der öffentliche Raum in der Stadt geschont – gerade in Großstädten stehen die meisten Autos 80% der Zeit nur herum und nehmen hierbei einen Großteil des verfügbaren Straßenraums ein, der an anderer Stelle fehlt. Stellt euch mal vor, wie viele Bienenwiesen und Wohlfühlorte wir auf stillgelegten Parkplätzen anlegen könnten!

CO2-Kompensation der Geschäftsreise

Viele Kritiker*innen sehen in CO2-Kompensationen einen modernen Ablasshandel. Eine komplette Vermeidung von CO2-Emissionen ist jedoch auch bei einer ökologischen Geschäftsreise nicht immer möglich, darum ist eine CO2 Kompensation besser als keine:

Wer auf Zug, Bahn oder Carsharing zurückgreift, kann seine Geschäftsreise meist schon bei der Bestellung kompensieren. Falls die Kompensation nicht angeboten wird, kann diese über Anbieter wie z.B. Arktik, Atmosfair, Klima-Kollekte oder Primaklima durchgeführt werden. Einen Test der verschiedenen Anbieter findest du hier.

Alternativ kann natürlich auch direkt in CO2 -bindende Klimaschutzprojekte investiert werden, eine Auswahl findest du z.B. hier.

Ökologische Übernachtung

Neben der Planung einer Geschäftsreise und der Wahl des Transportmittels sollte auch bei der Übernachtung auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Heutzutage gibt es grüne Hotels mit öko-sozialen Konzepten und einem umweltfreundlichen Betrieb, die meist mit Labels oder Siegel gekennzeichnet sind. Wer Ecosia anschmeißt und nach “Grüne Hotels” sucht, findet eine wachsende Anzahl ökologischer Übernachtungsmöglichkeiten. Beim Hotelbesuch kann ebenfalls auf die Umwelt geachtet werden: so empfehlen viele Hotels die mehrmalige Verwendung von Handtüchern und den sparsamen Umgang mit der Klimaanlage.

Ganz unkonventionell aber irgendwie auch aufregend ist die Übernachtung auf dem Campingplatz, statt im Hotel, z.B. im Zelt oder im Campingfass: Da wird aus der Geschäftsreise gleich mal ein Mini-Urlaub.

Wer auf einer Geschäftsreise noch mehr CO2 einsparen möchte, kann auch bei Freunden und Bekannten übernachten – so wird die Geschäftsreise gleich noch mit einem schönen Abend unter Freund*innen bereichert.

Fazit

Wir lieben Ganzheitlichkeit und sind daher große Befürworter*innen, alle Geschäftsbereiche auf ihre öko-soziale Wirkung hin zu prüfen und zu verbessern. Jede öko-soziale Organisation (und jedes konventionelle Unternehmen) kann auch abseits des Kerngeschäfts Veränderung bewirken und zu nachhaltigem Verhalten inspirieren.

Das lohnt sich gleich doppelt und dreifach: Wer seine ökologischen Werte auch bei Geschäftsreisen fortlebt, erhöht die eigene Glaubwürdigkeit und schont die Umwelt. Gleichzeitig wird der Reisestress für alle Mitarbeiter*innen verringert, was wiederum Raum für persönliche Begegnungen schafft.

Das Gute Ruft

Das Gute Ruft

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